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Bedeutung des Namens Moldtkau, bzw. Moltkau
Die erste Information über den Namen ist auf NDR 1/ Niedersachsen vom 13.08.2008 zurückzuführen.
In dieser Sendung mit dem Wissenschaftler Prof. Jürgen Udolph, Deutschlands einzigem Professor für Namensforschung, werden Familiennamen auf ihren Ursprung hin untersucht und erklärt.
Dieser ersten Mitteilung zufolge stammt der Name aus dem Russischen und leitet sich von dem Namen Moltkow ab. Die Vorfahren der Moldtkaus lebten einst als die Moltkows in Russland, nah an der Grenze zu Deutschland. In der Folge ihrer Umsiedlung nach Ostpreußen, haben sie ihren Namen verdeutscht.
Da mir die genaue Bedeutung des Namen Moldtkau mit d und ohne d immer noch nicht bekannt war, rief ich am 26. September 2008 bei der Universität Leipzig an. Dort findet ein wissenschaftlicher Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin von Professor Udolph gegen eine Gebühr von 1,86 Euro pro Minute heraus, woher der Familienname kommt und was er bedeutet.
Die Telefonnummer lautet: 09001-887735.
Ich erreichte eine sehr nette und kooperative Dame, die mich nach der direkten Feststellung, dass es sich bei Moldtkau um einen slawischen Namen handeln würde, darum bat, eine Stunde später noch einmal anzurufen, da sie während dieser Zeit Recherche machen würde.
Später teilte sie mir folgendes Ergebnis mit:
Moldtkau und Moltkau sind unterschiedliche Schreibvarianten, werden individuell gewählt und kommen vor.
Der Name an sich ist östlich, basierend auf einem alten Ortsnamen slawischer Richtung.
Der Name Moldtkau/Moltkau hat also allgemein eine slawische Form.
Historische Belege für die Namensendung „au“ liegen nur im ostpreußischen Raum vor;
„au“ ist nicht Litauisch, kommt jedoch oft in Litauen und auch in Ostpreußen vor.
Im deutschen Raum gibt es die Namen: Molt und Moltke.
Das polnische Moltkow, das entweder Moltkoo oder Moltkow ausgesprochen wird, wurde häufig zu „au“, also Moltkau eingedeutscht.
Die Wurzeln des polnischen Moltkow erklären sich folgendermaßen:
Moltkow heißt ein Ort in der Nähe von Wismar. Sein Vorhandensein liegt in historischer Nähe mit der Entstehung der Familiennamen im Mittelalter.
Welche Bedeutung hat der Name?
„ow“ bedeutet: „Sohn des…“,
oder als Ortsname: „die Leute des…“
Im Namen steckt ein „Molt“.
Die Namen Moltek, Moltewski wären typisch Polnisch,
auch Moltkow wäre typisch Polnisch.
Das Element „Molt“ ist die slawische Bezeichnung für den „Hammer“.
Moltek beschreibt den kleinen Hammer, das Hämmerchen.
Also:
Molt = Hammer
Moltek = der kleine Hammer
Bei den Russen hieße das Wort für den Hammer:
Molotek
Die Bedeutung des Hammers ist sowohl eine typisch polnische, als auch eine russische Form. Dieselbe Bedeutung hat die Form auch in der Ukraine, in Weißrussland, Tschechien und Bulgarien.
Kleiner Hammer bedeutet ursprünglich eine Person, denn:
Moltek ist auch ein Rufname, also ein Vorname.
Das ek im Namen Moltek ist ein Verkleinerungssuffix.
Das „au“ im Namen Moldtkau/Moltkau bedeutet:
„Sohn des“ oder „Leute des…“
Eingedeutscht ist der Name: „Moltke“.
Moltkow ist ein Ort in Mecklenburg. Hier geht man davon aus, dass er von einem alten Adelsgeschlecht „von Moltke“ gegründet wurde.
Der älteste historische Hinweis ist auf 1220 datiert, als die Ersterwähnung dieses Adelsgeschlechtes stattfand. Damals wurde der Ritter Matthäus Moltke dokumentiert. Es war ein wichtiges Adelsgeschlecht in Mecklenburg.
Aus diesem entstanden viele Überschneidungen mit ostpreußischen Bewohnern, als die
„Leute der von Moltkes“.
Der Hauptsitz dieses Adelsgeschlechts war in Mecklenburg bei Wismar. Von dort aus verbreiteten sie sich nach Schlesien, Pommern, Ostpreußen, sogar nach Bayern, Schweden, Dänemark und Österreich. Um 1000 herum wurden die Slawen durch die deutschen Siedler nach Osten verdrängt. Somit sind Ableger, also Linien dieses Adelsgeschlechtes, dort sesshaft geworden.
Sollte keine Verwandtschaft zu diesem Rittergeschlecht bestehen, was man erst ab genealogischen Ergebnissen über seine Vorfahren im 16. Jahrhundert feststellen könnte, gibt es aber zumindest einen indirekten Bezug zum Adelsgeschlecht.
Das Wappen der von Moltkes zeigt:
Ein großes Kreuz in der Mitte, zwei kleine an den Seiten, an deren Endungen sich jeweils drei Pfauenfedern befinden. Drei Birkhähne sind im Wappen zu sehen.
Ursprünglich war der gesamte Deutsche Raum vor über tausend Jahren slawisch besiedelt.
Im Mittelalter sind sehr viele Menschen von dort nach Norddeutschland, Ostpreußen abgewandert. Der Beginn dieser Abwanderung waren die Ritterzüge. Die Slawen haben in den Gebieten ihre Ortsnamen hinterlassen und die neuen Besiedler haben die Namen so belassen.
Nachdem also zunächst akuter Russenverdacht bezüglich des Moldtkau- Namens unserer Vorfahren bestanden hatte, wertete nun die wissenschaftliche Mitarbeiterin den russischen Bereich als zweite Wahl.
Als erste Wahrscheinlichkeit ging sie nach ihren Recherchen von der Mecklenburgischen Herkunft des Namens aus.
Im Russischen müsste ein o im Namen hinzukommen.
Molotkow (slawisch) ist ein altrussischer Name.
Auch Molotschkow mit „tsch“ ist russisch.
Molotczkow ist die polnische Schreibweise des russischen Namens. In diesem Fall ist der Name von Russland nach Polen gekommen.
Wenn ursprünglich mal ein „tsch“ im Namen war, könnte er eine ganz andere Bedeutung haben.
Molisch (Deutsch)
Molicz (Polen)
Moliĉ (Russland)
bedeutet demnach:
Der Namensträger war ein Schweiger, der nicht viel geredet hat.
Der Name Molĉau zeugt von der Person, die gar nichts sagt.
Davon abgeleitet wäre dann der Name: Moltkau.
Ein Teil des heutigen Polen und Litauen hat geschichtlich einmal zu Russland gehört. Das begann bereits im Mittelalter, denn gerade durch die Ritterzüge haben oft die Besitzer der Länder gewechselt.
Auf jeden Fall stammt der Name Moltkau wahrscheinlich nicht aus dem tiefsten Russland, sondern eher aus dem zeitweiligen Russland, Land über das der Russe eine Zeit lang herrschte.
Jedoch ist der eigentliche Ursprung des Namens wahrscheinlicher aus Mecklenburg oder Polen und die Namensträger lebten möglicherweise zeitweise in Russland, als es einmal deren Lebensraum eingenommen hatte. Das heißt, dass die Aussage, während der Radiosendung damals nicht ganz verkehrt war, da die Moltkaus zu einer Zeit in einem Land gelebt haben könnten, als Russland gerade im Besitz des Gebietes war.
Nicht zu vergessen ist, dass von Zar Peter I Deutsche nach Russland geholt wurden, die ihren Namen dort russisch trugen und ihn später wieder eindeutschten.
Im Buch der Adelslinien, welches ein Dokument-Sammelsurium aus historischen Belegen aus Riga oder Reval bei der Uni Leipzig ist, war verzeichnet, dass nur eine Namensgleichheit besteht: In Riga lebte ein Moltke im Jahre 1445.
Es kann sein, dass die Endung „ow“ bzw. „au“ erst später an den Namen angefügt wurde.
Moltkau-Linien gibt es nur in Ostpreußen. Alle hängen miteinander zusammen.
Das heißt, dass der Ahnherr mit dem Adelsgeschlecht verwandt war, in dessen Diensten stand, oder politisch eine Rolle gespielt hat und dann abgewandert ist.
Deswegen kam es z. B. zu dem Zusatz „von“ bei „von Moltke“ oder die Endung „ski“ wurde hinzugefügt, wie bei „Moltowski“; das ski bedeutet in Polen „von“.
Wenn man Adelsgeschlecht und den Ortsnamen unberücksichtigt ließe, spielte der „Sohn des Hämmerchens“, bzw. der Personenname auf den Bedeutungsebenen des Hammers eine Rolle.
Grundsätzlich waren die Brüder Wilhelm Friedrich und Hermann August Mol(d)tkau von Beruf Schmied und arbeiteten mit einem Hammer. Somit gaben sie mit dem Schmiedehammer ihrem Geburtsnamen den entsprechenden Stil. Auch der Generalmusikdirektor Hans Moltkau hatte vor vielen Jahren Marie Meta Diedrich, geb. Moldtkau, als diese sich wegen ihrer genealogischer Recherchen an ihn wendete, mitgeteilt, dass es unter seinen Vorfahren einen Schmied gab.
In der Namensolympiade der Berufsnamen, von denen die vierzehn häufigsten deutschen Namen, der Reihenfolge nach Müller, Schmidt, Schneider, Fischer, Meier, Weber, Schulz, Wagner, Becker, Hoffmann, Schäfer, Koch, Bauer, Schröder sind, nimmt der Schmied den zweiten Platz ein. Auch die Schreibweisen Schmitt, Schmid und Schmitz verweisen auf den Beruf des Schmieds. Schmidtke, Schmidtlein, Schmidle und Schmittchen sind die Verkleinerungsformen.
Auch in anderen Ländern huldigt man dem Beruf des Schmieds. In Skandinavien heißt man Smed, in Kroatien Kovac, in England Smith und der Kohlenkumpel Kowalski ist der polnische Schmied.
In Süd- und Westeuropa gab man dem Namensträger mit dem Hammer seinen Namen nach dem Metall, das er bearbeitete: Eisen. Deshalb heißt der spanische Schmied Herrera, der portugiesische Ferreira und der französische Fèvre oder Lefèvre. Die italienischen Schmidts stellen heute übrigens Nuss-Nougatcreme und schnelle Autos her und tragen die Namen Ferrero und Ferrari.
Bei Wilhelm Friedrich und Hermann August Moldtkau/Moltkau lässt sich der Direktbezug ihres Namens auf ihren Beruf nicht zweifelsohne projizieren. Inwieweit sich die zwei anderen Ursprungsmöglichkeiten ihres Namens bestätigen lassen, ist mit Bestimmtheit erst festzustellen, wenn die genealogischen Forschungen Ergebnisse aus dem 16. Jahrhundert erzielt haben. Da durch den Zweiten Weltkrieg viele Unterlagen und Dokumentnachweise, insbesondere aus Ostpreußen, für immer vernichtet wurden, dürfte das leider schwierig werden… ansonsten melde ich mich dann später wieder… ;)
Sabine Grimm