Frankfurter Buchmesse 2011

Lilly Lindner – Splitter Faser Nackt



Messeturm FFM 2011


Bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit dem Thema „Island“, vom 12. bis 15. Oktober 2011, fanden wie jedes Jahr wieder zahlreiche Events statt. Auch am Stand des Droemer Knaur Verlags in Halle III stellten sich die Autoren ein, um dem interessierten Publikum aus ihren Büchern vorzulesen. Die 26jährige Berliner Autorin Lilly Lindner stellte am Freitag, dem 14. Oktober ihre eigene Geschichte, geprägt von Missbrauch, Magersucht und Prostitution vor.




Als Mädchen im Alter von sechs Jahren regelmäßig vom Nachbarn vergewaltigt, vertraute sie sich ihren Eltern, die den Kinderschänder als netten Mann rühmten, nicht an, da sie vermutete, dass sie ihr keinen Glauben schenken würden. In schmerzlicher Weise für die kleine Lilly wurde der Missbrauch weder vom Vater noch von der Mutter bemerkt. Lilly beschloss zu hungern, um wenigstens ein kleines bisschen Macht über ihren geschundenen Körper zurückzuerhalten.
Ihre ständigen Begleiter wurden Ana und Mia, die sich in ihrer Seele festsetzen, um sich in ihrem Kopf um jeden Kekskrümel zu streiten. Es waren die Essstörungen Anorexia und Bulemie. - Lilly magerte zusehens ab und wurde bald klapperdürr.

Eines Tages genehmigte Lilly sich eine Erdbeere, um sich gleich darauf vollkommen gesättigt zu fühlen. Als ihre Mutter ihr einen Teller getürmter Pfannkuchen vorsetzte, damit sie endlich an Gewicht gewann, verwies Lilly auf die „Erdbeertorte“, die sie doch soeben verspeist hatte. Immerhin entsprach die Erdbeere der Wahrheit und nur die Torte war gelogen…


Gemeinsam mit Ana und Mia, die mittlerweile ihr Leben bestimmten, diskutierte Lilly im Geiste ihre täglichen Mahlzeiten. Wichtig für sie war nur noch das Essen in Verbindung mit dem erfolgreichen Verweigern. Aufgrund des traumatischen Missbrauchserlebnisses, aus dem sie für sich die Erfahrung schöpfte, dass alle Männer, denen sie in ihrem Leben begegnet, nur zwei Dinge von ihr wollen: ihren Körper und ihren Tod, fügte Lilly sich selbst Verletzungen zu. Als junges Mädchen verkaufte sie ihren Körper in einem Edelbordell. Dass ein Freund sie eines Tages schlug, führte sie darauf zurück, dass er sie nicht aushielt, sie also nicht zu ertragen sei.

Worte wichtiger als Zahlen

Mit eindrücklicher Wortgewalt beschrieb Lilly ihr tragisches Leben. Ihr Vortrag zeichnete sich durch einen gewaltigen Gebrauch von Sprache aus, mit der sie, ohne den Ernst zu verlieren, geradezu treffsicher spielt.

Hierbei flocht sie philosophische Gedanken über den Lernprozess des Lebens mit ein. Sie wünscht sich, dass den Menschen Worte wieder wichtiger werden als Zahlen in barer Münze. der dem Zuhörer eine Gänsehaut verschaffte. Unter den Zuhörern schien sich Gänsehaut-Feeling auszubreiten, wie man erkennen konnte.



Lilly Lindner las aus ihrem Manuskript. Teilweise trug sie ihren Text sogar auswendig vor. Dabei ließ sie die Zuhörer an den tiefen Abgründen teilhaben, die ihre Seele schon in frühen Kindertagen zerbrechen ließen.

Lilly verarbeitete das Trauma ihres Lebens literarisch. Ihr auf 400 Seiten gekürztes Buch wird unter dem Titel „SPLITTERFASERNACKT“ vom Droemer Verlag publiziert.

Als Lilly Lindner ihre Erinnerungen mitteilte, geriet sie anfangs dabei ins Stocken; ihre Augen füllten sich mit Tränen. Nach einigen tiefen Atemzügen fand die junge Autorin ihre Fassung wieder und fuhr mit der Erzählung fort, die dann fließend ihre traurige Verzweiflung in brillante Literatur umwandelte.


Lilly Lindners Lese- und Erzählstil ist fließend blumig und geprägt von einer gewissen Leichtigkeit, die den Zuschauer in seinen Bann zieht.

Der Vortrag war ergreifend. Die schonungslose Offenheit Lilly Lindners zog die Zuhörer in ihren Bann. Man hatte das unbedingte Bedürfnis rückwirkend in das vorgetragene Geschehen einzugreifen, um Lilly ihr brutales Schicksal zu ersparen, doch ihre unvorstellbar grausame Lebensgeschichte ist längst schon unverrückbar und nicht mehr veränderlich.

Es war bedrückend, zu erkennen, dass die zarte Lilly, die fast verloren schien, wie sie so zwischen Stoffhasen und Moderatorin kauerte, wohl für den Rest ihres Lebens unter der schweren seelischen Hypothek leiden würde. Die Zuhörer applaudierten intensiv, als die Berlinerin ihren Vortrag beendete.



Danach beantwortete Lilly Lindner noch einige Fragen zu ihrer Arbeit und weiteren Planung. Die junge Autorin erwähnte ihre vierzehn Ghostwriter und verriet, dass sie noch weitere Manuskripte in Bearbeitung hat. Der Leser darf also gespannt sein, was aus dem literarischen Gedankenschatz der Berlinerin als nächstes zu erwarten ist.



Buch: SPLITTERFASERNACKT
Droemer Verlag
400 Seiten, 16,99 Euro


ISBN: 978-3-426-22606-3




Internet:



Droemer
www.droemer.de



Interview mit Lilly Lindner

http://www.droemer-knaur.de/magazin/Interview+mit+Lilly+Lindner.7776692.html



Lilly Lindner: Splitterfasernackt

http://www.youtube.com/watch?v=qRAG7Me5DhE








Droemer Knaur Verlag




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