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Reise ins Baltikum - Winter 2012 - Reisebericht Ostpreußen
1. Tag: Donnerstag, 6. Dezember 2012
Am Nikolaustag, Donnerstag, dem 6. Dezember 2012, starteten wir unsere Reise nach Ostpreußen, ins Land meiner Väter. aus 2 von 4 Linien, 1x mütterlicherseits Ostpreußen und 1x väterlicherseits Westpreußen.
Um 12.42 Uhr ging es endlich los. Meine Bijou war mit von der Partie.
Bei Lanstrop fuhren wir auf die A2 Richtung Hannover und zum Kaffee-Stopp eine Raststätte an. Von dort nahmen wir uns zwei Eis mit und machten uns weiter auf den Weg. In Borg/Genthin fuhren wir ab. Weiter ging es nach Tuchheim/Paplitz. Abends trafen wir bei Freunden ein, die uns bereits erwarteten. Zuvor hatten wir uns im September desselben Jahres gesehen, als wir gemeinsam zu einer Hochzeit in Polen fuhren und bei ihnen zur Übernachtung einen Stopp einlegten. Nun empfingen sie uns ebenso herzlich wie damals. Die Kerzen auf dem Esstisch leuchteten und die Atmosphäre war heimelig. Sie hatten ein ostpreußisches Gericht zubereitet. Es gab ostpreußische Bratkartoffeln mit Weißkraut, Kassler und Salat. Die beiden Hunde, Bijou und Socke, haben sich prächtig verstanden und waren sich einig im Betteln.
Nach dem Abendessen wurden sämtliche Landes- und Autokarten von Ostpreußen auf dem Tisch ausgebreitet und die Route um die verschiedenen Orte, die wir aufsuchen wollten, geplant. Wir planten die Route gemeinsam mit Hilfe der Karten und des I-Pads, das ich mitgenommen hatte.
2. Tag: Freitag, 7. Dezember 2012
Am Freitag, dem 7. Dezember hieß es nach einer ausgeruhten Nacht und einem sehr gut en Frühstück wieder mal Abschiednehmen. Wir verließen den gemütlichen Ort und fuhren in Richtung Siethen Ludwigsfelde. In Siethen haben wir das Grab vom Förster Monski besucht.
In Ludwigsfelde befuhren wir die A 10 Richtung Berliner Ring, dann ging es hoch nach Stettin, über die Grenze, weiter in Richtung Danzig. In Danzig fuhren wir von der Bahn ab und weiter in Richtung des westpreußischen Malbork/Marienburg. Aus Marienburg kamen meine Oma Lotte und Uropa Richard und Uroma Elisabeth, väterlicherseits.
Marienburg/Malbork Seite >>> Hier!<<<
Malbork/Marienburg
Bei unserer Ankunft in Marienburg um ca. 20.00 Uhr war es schon dunkel. Doch ein helles Strahlen wies uns den Weg: Gewaltig und imposant erhob sich die beleuchtete Marienburg vor unseren Augen. Wir gingen an der Burg mit Bijou Gassi. Es war sehr kalt. Ich sah mir die Kirche an, in der gerade ein Gottesdienst stattfand. Dann fuhren wir ins Hotel. Es befand sich in einem eindrucksvollen, alten deutschen Haus und war sehr gepflegt. Darin gab es hohe renovierte Räume mit Stuck an den Decken. Nachdem wir eingecheckt und unser Gepäck aufs Zimmer im ersten Stock gebracht hatten, fuhren wir noch mal raus und gingen bei der Marienburg spazieren. Danach aßen wir gemütlich zu Abend. Das Auto parkte auf dem Hinterhof des Hotels.
3. Tag: Samstag, 8. Dezember 2012
Am Morgen fuhren wir nach einem ausgiebigen Frühstück durch die kalten winterlichen Straßen von Malborg und parkten nahe der Marienburg. Auf dem Parkplatz sprach uns ein Mann an, ob wir ihm Geld geben würden. Er habe keinen Job, sei pleite und habe nichts zu essen. Michael gab ihm 5 Zloty. Später sahen wir denselben Mann mit einer Schachtel Zigaretten und einer Flasche Bier an der Straße stehen. Er sah sehr zufrieden aus. Wir kauften uns Karten für 15 Zloti, pro Person, um die Burg zu besichtigen. Das Eintrittsgeld kommt der Restaurierung der Burg zugute. Die Europäische Union hat große Schilder aufgestellt und präsentiert sich als Initiatorin für die Restauration.
Die Marienburg steht bis heute für die Macht und Größe des Deutschen Ritterordens.
1274 wurde mit ihrem Bau am östlichen Hochufer der Nogat begonnen. Die bautechnischen Besonderheiten der Burg und die alleinige Verwendung von Backsteinen erfordern eine lange Bauzeit und einen hohen Einsatz von Arbeitskräften. Aus diesem Grund war es dem Orden erst fünf Jahre später möglich, den Konvent und den Sitz der Komturei auf die Marienburg zu verlegen. 1309 verlegte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen den Sitz des Ordensmeisters von Venedig auf die Burg an der Nogat. Bis zum Thorner Frieden von 1466 war die Marienburg Mittelpunkt sowohl der Besiedlung des Ostens als auch der dort stattgefundenen Christianisierung. Während der ganzen Zeit wurde weiter an der Burg gebaut. Man veränderte einzelne Gebäude nach Bedarf, wandelte einige um riss sie ein. Die Marienburg wurde zu einer Mischung aus Kloster und Festung, in der die Kirche im Mittelpunkt stand und die Wirtschaftsgebäude in eine Vorburg verwiesen wurden. Von den 150 Burgen des Deutschen Ordensstaates ist die Marienburg die größte und bedeutsamste Feste. Nach der verlorenen Schlacht bei Tannenberg von 1410 gelang es Heinrich von Plauen, die Burg erfolgreich gegen die polnischen und litauischen Angreifer zu verteidigen. Nachdem er im Jahr 1454 einen erneuten Angriff abwehren konnte, war er aus Geldmangel dazu gezwungen, die Burg im darauffolgenden Jahr an seine Söldner zu verpfänden. Diese verkauften sie an den polnischen König, der ihnen im Gegenzug die Begleichung der Soldrückstände versprach und am 7. Juni 1457 in die Burg einzog. Im Thorner Frieden von 1466 wurden die Burg und die umliegende Stadt dem polnischen Königreich zugesprochen. Bis zum Jahr 1772 diente die Marienburg, ehemalige Feste des Deutschen Ordensstaates, als Zweitresidenz der polnischen Könige. In den polnisch-schwedischen Kriegen wurde sie mehrmals von schwedischen Soldaten eingenommen und durch zahlreiche Brände beschädigt.
Mit der ersten Teilung Polens kam die Marienburg 1772 in den Besitz des preußischen Staates und wurde Teil der Provinz Ostpreußen. Friedrich Wilhelm III. begann mit der Restaurierung der Burganlagen. Er gewann bedeutende Baumeister für diese Arbeiten, darunter Friedrich Gilly und Karl Friedrich Schinkel. Von 1939 bis 1945 fungierte die Burg als militärischer Stützpunkt und Kaserne.
Bei den Kriegshandlungen zum Ende des Krieges zerstörte man die Marienburg zu sechzig Prozent. Nach 1945 wurde sie mit dem südlichen Ostpreußen Teil des polnischen Staates, der mit dem originalgetreuen und vorbildlichen Wiederaufbau der Burganlagen begann. Heute ist die Marienburg Hauptanziehungspunkt für Urlauber, weit über die deutschen „Heimwehtouristen“ hinaus.
Seit einigen Jahren ist die Marienburg in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden.
Wir sahen ein Bild der zerstörten Burg nach dem Zweiten Weltkrieg, das an einer Wand angebracht hing. Die wiederaufgebaute Burg fanden wir höchst beeindruckend und waren von dem, was unsere Augen sahen maximal begeistert. Wir dachten, "Hut ab vor den polnischen Bauingenieuren.“
Nach der Burgenbesichtigung gingen wir über einen Friedhof, auf der Suche nach den Namen meiner Vorfahren. Doch der Friedhof in Marienburg war keine alte Begräbnisstätte. Offenbar befanden sich dort ausschließlich polnische Gräber, denn deutsche konnten wir nicht finden.
Es war kalt und der plattgetretene Schnee auf dem Friedhof war glatt, so dass ich ausglitt. Michael fing mich auf und bewahrte mich vor dem Sturz, der vollendet sicher sehr unsanft geworden wäre. Seit dem unfreiwilligen Ausfallschritt schmerzte meine linke Schulter. Später besichtigten wir noch einen Soldatenfriedhof. Um 13.00 Uhr verließen wir den Ort Marienburg mit seiner herrlichen Burg.
Weiter ging es in Richtung Mohrungen, Dort wollten wir den Ort Posilge, Geburtsort meiner Urgroßmutter Elisabeth, väterlicherseits, kennenlernen. Der Karte nach passierten wir verschiedene kleine Ortschaften, fuhren durch herrliche Alleen und sahen wie schon gewohnt eine märchenhafte Winterlandschaft.
Der Hund als Wegweiser
Noch vor Posilge fuhren wir eine ganze Weile im Kreis, was wir bemerkten, als ein Hund uns den Weg wies. Um den Hals des Hundes baumelte ein kleiner Strick, den er mit sich führte. Wir erkannten in ihm denselben Hund wieder, den wir ca. eine halbe Stunde zuvor bereits sahen, als er uns über eine Brücke entgegenkam. So wussten wir, dass wir umkehren mussten und die nächste Straße rechts in Richtung Posilge zu fahren hatten. Dies war uns zuvor, als wir Polinnen nach dem Weg fragten, erklärt worden, doch wir hielten uns nicht daran und fuhren einfach weiter. So waren wir viel zu weit geradeaus unterwegs, fuhren geradezu dem Hund und somit unserem Ausgangsort von vor einer halben Stunde zuvor, entgegen.
Endlich kamen wir an unser Ziel. Posilge ist kein besonders großer Ort, hat aber eine eigene Kirche. Neben der Kirche befand sich der Grabstein eines Kindes. Wir suchten den Friedhof, um mögliche Grabmale mit Namen meiner Vorfahren um meine Uroma väterlicherseits herum zu finden. Die Friedhöfe dort sind wegen der Grundwasserversorgung alle auf Anhöhen angelegt. Wir fanden keine Gräber mit alten deutschen Namen, sondern nur neuere mit bunten Kunststoffblumen geschmückte polnische Gräber.
Posilge polnisch: Zulawka Sztumska
Das ostpreußische Dorf Posilge im Landkreis Stuhm wurde bereits 1249 erstmals erwähnt. Hier errichtete der Orden vor 1271 eine Befestigungsanlage, von der nichts mehr erhalten ist.
Aus dem Ort Posilge stammte der Ordenschronist Johannes von Posilge. Er war im 15. Jahrhundert Offizial des Bischofs von Pomesanien und schrieb ab 1360 eine der besten Chroniken des Ordenslandes, belebt durch Schilderungen von Augenzeugen und durch eigene Erlebnisberichte, Beschreibungen des Lebens im Orden, aber auch mit kritischen Kommentaren. Seine Aufzeichnungen wurden ca. 1405 von einem unbekannten Schreiber fortgesetzt und endeten 1419. So entstand das erste Geschichtsbuch des Ordenslandes in deutscher Sprache. Die Kirche in Posilge entstand um 1249, wurde im 2. Viertel des 14. Jahrhunderts umgebaut, von den Schweden im 17. Jahrhunderts zerstört, danach wieder aufgebaut. 1695/96 erneuerten David Knobloch und Barthel Ranisch aus Danzig das Dach, das Tonnen- gewölbe und die Sakristei. Aus dieser Zeit stammen die Turmhaube - 1888 von Büttner erneuert - und die schöne Wetterfahne. Von den ursprünglich vorgesehenen zwei Türmen wurde nur der südliche ausgeführt. Die Decke bemalte nach der Erneuerung vermutlich Michael Sommer aus Danzig.
Ausstattung:Der Hochaltar von 1701 ist wohl eine Holzschnitzarbeit von Heinrich Berner aus Danzig.
Posilge hatte 1933 936 Einwohner
und im Jahre 1939 965 Einwohner
Kirche in Posilge Dezember 2012
Um 15.00 Uhr wurde es allmählich dunkel. Unser nächstes Ziel war Freywalde, der Geburtsort meines Urgroßvaters Richard, väterlicherseits. An einer Tankstelle fragten wir nach dem Weg, doch es war schon dämmerig. Daher beschlossen wir, Freywalde erst am nächsten Tag aufzusuchen und in Mohrungen zu übernachten. Wir kauften im Bidronka, genau gegenüber von unserm Hotel in Mohrungen für unser Abendessen, das wir auf dem Zimmer einnahmen, ein. Es war ein nettes Zimmer, kleiner, nicht so feudal wie in der Nacht zuvor, aber gemütlich.
Beim Blick aus dem Hotelzimmerfenster sah man direkt auf einen wunderschön beleuchteten Weihnachtsbaum und die Kirche Mohrungens. Nachdem das Zimmer- mädchen den defekten Fernseher ausgetauscht hatte, konnten wir ein wenig in die Flimmerkiste schauen, Musik hören und ein gemütliches Abendessen genießen.
Blick aus unserem Hotelzimmerfenster nachts…
…und am nächsten Morgen im Dezember 2012
So sieht es hier aus, wenn kein Schnee liegt.
Da es in dem Hotel aufgrund der geschlossenen Wirtschaft und Küche kein Frühstück gab, hatten wir am Abend zuvor im Supermarkt alles für ein gutes Frühstück eingekauft.
Mohrungens Kirche und Wasserturm
Mohrungen polnisch: Morąg
Morag ist eine polnische Kleinstadt im Westen der Wojewodschaft Ermaland-Masuren.
Die Stadt liegt am Ostrand der Eylauer Seenplatte auf halbem Wege zwischen Elblag (deutsch Elbing) und Olsztyn (deutsch: Allenstein). Im Ort kreuzen sich zwei untergeordnete Landstraßen, von denen eine nach 13 Kilometern zur Europastraße 77 Danzig - Warschau führt. Morąg ist Bahnstation an der Strecke Elbląg - Olsztyn, außerdem begann hier die stillgelegte und abgebaute Nebenstrecke nach Ostróda (deutsch Osterode). Das hügelige Umland mit Höhenunterschieden bis zu 93 Metern ist durch landwirtschaftliche Flächen, Waldgebiete und Seen geprägt. Unmittelbar vor den Toren der Stadt liegt der See Skiertag (deutsch Schertingsee). Nur wenige Kilometer östlich der Stadt befindet sich der touristisch vielfältig genutzte 1249 Hektar große Nariensee.
Das Dohna‘sche Schloss
Sohn der Stadt: Johann Gottfried Herder
Geburtshaus des Schriftstellers Johann Gottfried v. Herder (o.1844)
Mohrungen 2012; Verteidigungsmauer Mohrungen
Altstadt Mohrungen aus dem Dohna’schen Palast
4. Tag: Sonntag, 9. Dezember 2012
Als wir am nächsten Morgen in Mohrungen aufwachten und aus dem Fenster sahen, beobachteten wir eine Völkerwanderung zur Kirche. Ich lief nach unten und besorgte uns frischen Kaffee fürs Frühstück. Mit unseren eingekauften Sachen hatten wir ein tolles Frühstück. Außerhalb unseres gemütlichen Hotelzimmers – wir saßen direkt vor dem Fenster – pulsierte das Leben Mohrungens. Nach dem Frühstück fuhren wir Richtung Lesnica (Freywalde). Wir passierten auch das Örtchen Maldyty, ehemaliger deutscher Name war Maldeuten.
Rittergut Maldeuten um 1860; Sammlung Alexander Duncker
Maldyty deutsch: Maldeuten
Maldyty (deutsch: Maldeuten) ist eine Gemeinde in Polenund liegt im Powiat Ostrodzki der Wojewodschaft Ermland-Masuren. Zur Landgemeinde Małdyty gehören 20 Ortsteile, deren deutsche Namen bis 1945 Bestand hatten, mit einem Schulzenamt: Dazu gehörte Lesnica/Freiwalde.
Freiwalde polnisch: Lesnica
In Mohrungen wurden die Amtsbezirke im Jahre 1874 eingeführt. Sie und haben mit nur geringen Veränderungen bis 1945 existiert. Im Jahre 1928 wurden wie in ganz Preußen auch im Kreis Mohrungen die Gutsbezirke aufgelöst. Deshalb gab es einige Amtsbezirke, die nur noch aus einer oder zwei Gemeinden bestanden, weil die Zahl der Amtsbezirke (zumindest im Kreis Mohrungen) nicht gleichzeitig verringert wurde.
Im Amtsbezirk Maldeuten befanden sich die beiden Gemeinden Freiwalde und Seegertswalde.
Freiwalde hatte 1933 986 Einwohner
und im Jahre 1939 1026 Einwohner
Freiwalde liegt gute 10 Kilometer westlich von der Kreisstadt Mohrungen am Samrodt-See, gehörte zum Kirchspiel Samroth, hatte ein großes Sägewerk und ca. 1.000 Einwohner. Der heutige polnische Name lautet Lesnica.
Freiwalde (Lesnica) war ein kleines Örtchen ohne eigene Kirche. Doch es gab einen alten deutschen Friedhof. In eisiger Kälte betraten wir die auf einer Anhöhe befindliche Gedenkstätte und fanden die Grabsteine größtenteils zerstört und verschneit vor. Nur wenige Namen und Daten wurden nach dem Abstreifen des Schnees erkennbar.
An der Kirche des Nachbardorfes, wo gerade der Gottesdienst endete und Menschenmassen den Kirchweg entlang strömten, befand sich eine Gedenktafel, die allen in den Kriegen, vor Ort oder in der Fremde umgekommenen Freywalder Bürger gewidmet war. Zu diesen gehörte auch mein Urgroßvater Richard, der damals von Kommunisten erschossen wurde. Neben der Kirche stand ein Glockenturm, in dem eine Glocke mit der Aufschrift Martin Luthers hing.
Impressionen
Durch die scheinbar endlose Weite fuhren wir auf zahlreichen schnurgeraden mit Schnee bedeckten Straßen.
Danach ging es zurück auf die Schnellstraße Richtung Allenstein. Durch Allenstein fuhren wir hindurch nach Suwalki. Hinter Suwalki aßen wir lecker zu Abend. Der Chefkoch sprach gut Deutsch und wir unterhielten uns nett mit ihm.
Dann fuhren wir auf der wilden Route weiter nach Kaunas. Massenweise LKW’s fuhren am Sonntag Richtung Deutschland, alle kamen aus Litauen, Lettland, Estland und Finnland. Alle 5 Sekunden kam uns ein LKW entgegen. Intervallmäßig passierten uns im Verhältnis zehn LKW’s zu einem PKW. Es war Sonntagabend und gnadenlose Rush Hour, schlimmer als in Deutschland auf der A2 zu verkehrsintensiven Zeiten, und das alles auf einer ziemlich schmalen Straße, die zumeist von Alleen und Wäldern eingefasst war. Wir mussten quasi durch ein Nadelöhr reisen: Rechts lag Russland in ca. 30 km/h Entfernung, und links befand sich ebenfalls Russland – ca. 20 km/h entfernt (der Karte nach). Die Grenzpassage von Polen nach Litauen erfolgte ohne Probleme, so als wenn man von Deutschland nach Holland fährt, aufgrund des Schengener Abkommens.
In Kaunas sind die Autobahnkreuze großzügig angelegt. Offenbar von EU-Geldern, da man hin und wieder an den Straßenrändern große blaue Schilder mit dem Namen EU Europäische Union sehen konnte. Wir nahmen die Autobahn nach Klaipėda. Gegen 22.00 Uhr wollten wir langsam die Autobahn verlassen und planten in Taurage zu nächtigen.
Taurage
Wir machten uns in Taurage auf die Suche nach einem Hotel. Die Stunden waren in Litauen um eine Stunde vorgestellt. Zu der späten Stunde war Taurage förmlich wie ausgestorben. Anders als in Polen, wo ständig sämtliche Hotels gut ausgeschildert sind, fanden wir hier nicht einen Hinweis auf ein Hotel. Dreimal fuhren wir durch Taurage und erblickten kein Hotel. Wir fuhren durch die Altstadt, so eine Art Zentrum, wo es abends beleuchtet war und überraschender Weise einige Fußgänger unterwegs waren. Durch die heruntergelassene Scheibe fragte ich drei Leute nacheinander nach einem Hotel. Keiner von ihnen antwortete. Sie alle starrten erschrocken ins Auto und liefen davon. Wir waren überrascht und mussten lachen. beängstigend sahen wir doch gar nicht aus.
Ich fragte bei einer Tankstelle nach. Der Angestellte konnte weder Englisch noch Deutsch. Mit Händen und Füßen machte ich mich ihm verständlich. Daraufhin erklärte er, wir müssten nach zwei Ampeln den nächsten Kreisverkehr der Hauptstraße überfahren und die nächste Straße rechts einbiegen. Das taten wir – dachten wir – jedoch landeten wir in einer Wohnsiedlung. Weit und breit war kein Hotel zu sehen. So zirkelten wir weiter hin und her, bis wir ein Polizeiauto entdeckten. An dem Ort trafen sich gerade mehrere Polizisten. Ich sprach einen an, ob er Englisch verstünde. Er nickte und erklärte auf meine Nachfrage nach einem Hotel den Weg. Hierbei gestikulierte er mit der rechten Hand, indem er nach rechts zeigte und „left“ (also links) sagte, und das zweimal, als er die Wegbeschreibung wiederholte. Ich war irritiert und fragte den Polizisten: „Left or right?“ Lachend fühlte er sich „ertappt“, berichtigte sich und sagte während er immer noch mit der rechten Hand zeigte „right“, die nächste Straße sollten wir rechts in eine Straße hineinfahren. Das taten wir und erreichten einen kleinen Weg, der in die Dunkelheit führte. Etwas weiter stand ein Gebäude, das wir schon zuvor gesehen hatten, doch es lag völlig im Dunkeln. Nichts wies unseres Erachtens auf einen Hotelbetrieb hin. Deshalb hatten wir den Weg zuvor ignoriert und sind daran vorbeigefahren. Außerdem war dort zwar ein Hotel, doch es war kaum beleuchtet und sah kaum bewohnt aus. Wir parkten auf dem Hotelparkplatz, auf dem nur ein paar Autos standen. Bijou bekam ein bisschen Auslauf und machte ein Geschäft. Wir klingelten und klopften an die Tür. Doch niemand öffnete. Nach dem Verlust von eineinhalb Stunden, die wir in Taurage erfolglos herumgefahren waren, beschlossen wir, die Stadt zu verlassen und weiter ins 56 km/h entfernte Silute, ehemals Heydekrug, zu fahren.
Historische Hinweise zu den Örtlichkeiten recherchiert bei Wikipedia
Bald am Ziel: Es folgt Heydekrug/ Silute! >>>
In Paszieszen bei Heydekrug liegt der Hof meiner Urgroßeltern Moldtkau,
wohin einer ihrer Söhne, Otto Moldtkau, nach dem 2. Weltkrieg heimkehrte und das Lied sang: "Nach meiner Heimat da zieht's mich wieder."
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