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Reise ins Baltikum - Winter 2012 - Reisebericht Ostpreußen
In Paszieszen bei Heydekrug (dt,) /Silute (litauisch) liegt der Hof meiner Urgroßeltern Moldtkau. Unser Ziel war Silute, das wir, wenn wir Glück hätten, mitten in der Nacht. erreichen würden.
Im I-Pad konnte ich zwar die Adresse des Daim-Hotels in Silute, dem ehemaligen Heydekrug, entdecken, doch wusste ich ohne Navi nicht, wo sich dieses Hotel in dem Ort genau befindet. Deshalb hielten wir, nachdem wir in Silute eingetroffen waren, neben einem Taxi an, dessen Fahrer hinterm Steuer schlief. Als ich an die Scheibe klopfte, schreckte er auf und machte deutlich, dass er nicht wusste, wo sich das Daim-Hotel befand. Aus einem nahen Bauwagen kamen ein Mann und eine Frau, die es ihm gestikulierend erklärten. Michael und ich baten den Taxifahrer, vor uns her zu fahren, damit wir das Hotel noch vor Mitternacht erreichten, da dort dieser Zeitpunkt – laut Internet - die letzte Möglichkeit des Einlasses war. Wir waren spät dran, denn immerhin war es schon 5 vor Zwölf. Zögerlich stieg er in seinen Wagen und fuhr vor uns her. Nach 20 Sekunden fuhr er rechts an den Straßenrand und hielt neben einem Polizeiauto. Diesen fragte er offenbar nach dem Weg zum Daim-Hotel. Sie zeigten an, die Straße weiter geradeaus und dann nach rechts zu fahren. Der Mann stieg in sein Taxi, fuhr höchstens eine halbe Minute, hielt rechts an und zeigte nach links. Dort befand sich das Daim-Hotel. Michael gab dem Taxifahrer 5,00 Euro, die dieser zunächst gar nicht annehmen wollte, es schließlich aber doch tat. Nach anfänglichem, erfolglosem Klopfen an der Fronttür und an den Fenstern ging ich ums Haus herum und klopfte an die Hintertür.
Endlich näherte sich jemand der Eingangstür. Eine Frau ließ mich ein und hatte noch ein Zimmer frei. So fanden wir nach Mitternacht - dachten wir, denn es war bereits weit nach Mitternacht, nach 1.00 Uhr morgens - noch eine Bleibe. Wir hatten die einstündige Zeitumstellung nicht bedacht. Die Unterkunft war angenehm und unsere erste Nacht im Heydekrug stand unter positiven Sternen. Trotz der späten Stunde hatten wir noch Lust auf ein Glas Rotwein. Um die mitgebrachte Flasche öffnen zu können, borgte ich mir unten beim Empfang einen Schraubenzieher und ein Messer. Es war eine Herausforderung, doch Michi schaffte es, die Flasche damit zu öffnen. Der Wein war gut und so müde wie wir waren, schliefen wir bald ein.
Der Ort Heydekrug war aus einem Dorfkrug entstanden, der eine Gaststätte auf der Heide in der Nähe des später eingemeindeten Ortes Werden war.
Krüge waren zunächst einfachste Lokale mit oft nur sechs Trinkgefäßen. Sie wurden meist von Deutschen betrieben und hatten neben ihrer Funktion als Umschlagsplatz von Waren und Neuigkeiten auch die Aufgabe, die baltische Landbevölkerung mit der deutschen Sprache und Kultur vertrauter zu machen.
1511 verlieh der Komtur Michel von Schwaben dem Georg Talat den neuen „Krugk von der Heide“ samt freier Fischerei im Haff. Das ist der Beginn des Kreis- ortes Heydekrug und man feierte 1996 sein 485jähriges Bestehen. Auf dem Standort des Krugs baute man 1908 das Hotel Germania, das im letzten Krieg ausbrannte und in sowjetischer Zeit abgerissen wurde.
Der Name Heydekrug geht also auf einen alten Krug zurück, von dem der Heimatdichter Hermann Sudermann dichtete:
„Wo ein Krug auf brauner Heide
einst den lieben Namen trug,
stehst du jetzt im neuen Kleide!
Wachs und blühe, Heydekrug!“
Ein Enoch Liedert hatte die Witwe vom alten Krug geheiratet. Er durfte 1616 einen weiteren Krug nahe der Kirche bauen. Dieser wurde Unterkrug genannt, während der erste Krug zum Oberkrug wurde. Nachfolger von Liedert war der Schotte Richard Kant, der zur Schwedenzeit nach Preußen gekommen war. Er hatte die Tochter von Liedert geheiratet und dessen beide Krüge sowie einen Krug in Ruß übernommen. Sein Sohn Hans war Riemermeister und ging nach Memel. Er war der Großvater des Philosophen Immanuel Kant.
Heydekrug war einst ein regionales Wirtschaftszentrum. Montagmorgens fand am Bahnhof der Vieh- und Schweinehandel statt, am Dienstag hielten die Gemüsehändler und Fischer ihren Wochenmarkt ab. Außerdem gab es drei Jahrmärkte. Heydekrug war in der ganzen Zeit Marktflecken. Zur Stadt wurde die Gemeinde erst im 2. Weltkrieg.
Bahnhof Heydekrug; Gutshof Adlig Heydekrug
Heydekrug am Markt; Markttag in Heydekrug
Silute (deutsch Heydekrug) ist eine kleine Stadt mit 40.000 Einwohnern im Südwesten Litauens. Sie liegt einige Kilometer von dem Flussdelta des „Nomunas“ (Memelstrom) entfernt.
In der Stadt gibt es mehrere Supermärkte mit großem Angebot, Fotoartikel– und Entwicklung, Drogerien, Apotheken sowie Restaurants, z. B. Gilija, sehr zu empfehlen, da man dort gut und preiswert speisen kann.
Im Jahr 1913 wurde das Kirchspiel Heydekrug begründet. Der Bau der dazu gehörenden neogotischen ev. Kirche auf Granitsockel in Nord-Süd-Ausrichtung dauerte jedoch noch bis 1926. Mit Unterstützung des Evangelischen Kirchenrats waren 200.000 Mark gesammelt worden, die eine beachtliche künstlerische Ausgestaltung der Kirche ermöglichte. Der junge Heydekruger Architekt Gutknecht konzipierte einen gelungenen Sakralbau, der Königsberger Professor Dr.Richard Pfeiffer (1878-1962) schuf die großen Fresken im Innern. Den Mittelpunkt im Altarraum bildet ein großes Kruzifix, das von Fresken auf einer Fläche von 80 m² umrahmt wird.Die Chorausmalung zeigt das ganze Menschengeschlecht bei der Anbetung des Lammes, von Adam und Eva über die Patriarchen und Apostel, die Kirchenväter und Reformatoren bis zu damals noch lebenden Förderern der Gemeinde wie z. B. Hugo Scheu Um die Weltsphären herum sind 120 überlebensgroße Figuren abgebildet, davon 80 Porträts, darunter die Reformatoren, Paul Gerhardt, Lucas Cranach, Albrecht Dürer, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, August Hermann Francke, Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, Friedrich von Bodelschwingh, Matthias Claudius, Amalie Sieveking und viele andere. Der Ökonomierat Dr. Hugo Scheu, Besitzer des Gutes in Heydekrug und Mäzen, stiftete den Bauplatz für die Kirche und das Pfarrhaus. Er ist auf dem großen Altarbild auf der rechten Seite abgebildet und hält dort das Modell des Gotteshauses in der Hand. 1999 begann ein umfangreiches Restaurierungsprogramm, das von der Kirchengemeinde, dem litauischen Amt für Denkmal- schutz und der Nordelbischen Kirche finanziert wurde.
5. Tag: Montag, 10. Dezember 2012
Am nächsten Morgen hatten wir ein fantastisches Frühstück in der gemütlichen Clubecke des Restaurants, das zum Daims-Hotel gehört. Es gab Käse-Omelett, Käse- und Wurst-Aufschnitt, Salat, Gemüse, Marmelade, Kaffee und mehr. Eine süße, litauische Milchschnitte war köstlich.
Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt hatten, fragten wir nach dem Ort Paszieszen und erfuhren, dass er nur ca. 15 km/h von Heydekrug entfernt war. Vom Parkplatz herunter, nach rechts, immer geradeaus - aus dem Ort heraus - und dann einmal links abbiegen und wieder geradeaus, direkt bis nach Paszieszen.
Ich war zu aufgeregt, um bei der Betrachtung der zahlreichen Höfe eine Intuition in irgendeiner Form zu spüren. Also rief ich meine Tante Helga in Bonn an, die mit ihrem Arnold im Jahre 1999 schon einmal dort gewesen ist und die Familie Bogdan, die dort zu der Zeit wohnte, getroffen hatte. Der Hausherr Antanas Bogdan habe damals ängstlich gefragt, ob sie den Hof ihrer Vorfahren zurückhaben wolle. Darauf antwortete sie damals, dass niemand von unserer Familie den Hof wiederhaben wolle. Helga hatte im Vorfeld, als sie erfuhr, dass wir in der Winterzeit nach Litauen reisen würden, von der Reise abgeraten. Sie selbst hatte die eiskalten, verschneiten Winter aus ihrer Kindheit in Ostpreußen noch gut in Erinnerung und fand unser Unterfangen sehr gefährlich. Aus dem Grund verulkte ich Helga zur Begrüßung ein wenig und sagte ins Telefon: „Helga, kannst Du uns weiterhelfen? Wir haben uns verfahren und wissen nicht mehr weiter. Nun stehen wir an der russischen Grenze!“
„Oh, Gott, ich hab doch gleich gesagt…!“ rief Helga entsetzt. Doch dann klärte ich unsere Situation auf, dass wir uns bereits in Paszieszen befanden, nun aber nicht genau wussten, wo wir die Stecknadel im Heuhaufen suchen sollten und wo wir den Hof von Wilhelm Friedrich Moldtkau finden könnten. Helga gab den Tipp: Von der alten Kirche aus führte eine schnurgerade Straße ca. 1,5 km/h direkt zum Moldtkau-Hof. Die alte Kirche von Paszieszen war als solche nicht mehr erkennbar und bestand aus roten Backsteinen. Sie wünschte uns viel Glück und wir fuhren diesmal von der anderen Seite nach Paszieszen rein, um zunächst die Kirche zu suchen.
Wir fanden das Gebäude, dass die Form zugemauerter Kirchenfenster aufwies. Der Turm war abgetragen und die Rundung der alten Kirchentür war ebenfalls zugemauert.
unschwer lassen sich die ehemals angelegten Kirchenfenster erkennen.
die einstmalige Kirchentür, deren Bogen von damals sich heute noch erahnen lässt.
Als ein Litauer aus seinem Lieferwagen ausstieg, fragte ich ihn in Englisch, wo die alte Kirche sei. Er bestätigte, dass wir uns am richtigen Ort befanden. Dann zeigte Michael ihm die Moldtkau-Familienchronik mit dem Coverbild, das den Hof meiner Urgroßeltern zeigte. Er schaute auf das Bild, und als ich ihm sagte, dass dort nun Antanas Bogdan wohne, erklärte er zu wissen, wo der Hof sich befindet. Er und sein Begleiter fuhren in ihrem Lieferwagen voraus und führten uns die gerade Dorfstraße entlang zum Ziel.
Der Hof stand leer. Der Litauer erzählte uns, dass der ehemalige Bewohner verstorben sei. „You can buy it“, rief er. Wir bedankten uns und parkten unser Auto am Straßenrand.
Zuerst gingen wir den Weg zum Friedhof, der neben dem Gehöft liegt, hoch. Er befindet sich auf einem bewaldeten Hügel, den die Natur zurückerobert hatte. Mit Wehmut betraten wir die historische Stätte. Die Grabstellen waren eingeschneit, die Grabsteine bemoost. Bei einigen konnte man nach dem Abstreichen des Schnees den Namen und einige Lebensdaten erkennen. Wenige Kreuze waren noch vorhanden. Einige waren abgesägt worden. Überhaupt hatte man alles Wertvolle entfernt. Grab- platten fanden wir zerstört vor. Durch die Grabumrandung aus Stein wuchsen Bäume aus den Gruften empor. In der Mitte des Friedhofs beteten wir ein Vaterunser. Danach hielten wir uns noch eine halbe Stunde auf dem Friedhof auf. Der Moldtkau-Hof war nur einen guten Steinwurf vom Friedhof entfernt.
Vom Friedhofhügel aus sieht man die Dächer des Hofes
Als nächstes gingen wir zum Hof meiner Vorfahren, wo auch meine Oma aus Göttingen aufgewachsen war und wo ihr Bruder Paul sich während des ersten Weltkrieges, im Heimaturlaub in der elterlichen Scheune erhängte, da er nicht in der Fremde sterben, sondern in Heimaterde begraben sein wollte. Das Wohnhaus war abgeschlossen, die Nebengebäude standen offen. Wir sahen uns alles an und machten Fotos. Es war kalt, doch der Schnee unter unseren Füßen war trittfest und wir kamen gut voran. Es war ein berührendes Erlebnis für mich, die Heimat meiner Vorfahren atmen zu dürfen. Als ich am Schluss das Foto meines Urgroßvaters in der Familienchronik anschaute während ich vor dem stand, was er einst mit Herzblut und Mühe aufgebaut hatte, fühlte ich mich sehr ergriffen und die Situation rührte mich über alle Maßen.
Dann verließen wir den Ort meiner Ahnen und fuhren zurück, vorbei an den Häusern Paszieszens, die schon zu der Zeit dort standen, als meine Oma noch Kind war und mit ihren Geschwistern zur Sziesze lief, um dort zu spielen.
Als wir die Sziesze überfuhren, ließen wir Paszieszen hinter uns.
Auf dem Rückweg besuchten wir noch eine unversehrte Kirche im Nachbardorf.
Danach fuhren wir nach Silute zurück und besichtigten dort die alte deutsche Kirche. Ein netter Litauer hatte uns zu der Führung verholfen. Er kümmerte sich um uns, als wir planlos um die verschlossene Kirche herumgingen und sprach uns an. Dann führte er uns in ein Nebengebäude zum Pastor, der uns eine Kirchenführerin an die Seite stellte.
Die Kirche, in der sämtliche deutsche Berühmtheiten aus alten Zeiten um den Altar herum abgebildet waren, ist ein Schmuckstück. Die Besichtigung war uns ein wundervolles Erlebnis.
Im Anschluss gingen wir zur Bank, wo wir Geld wechselten. Dort tauschte man Euros in litauische Währung um. Über litauisches Geld zu verfügen war zwingend notwendig, denn die Tankstelle von Heydekrug in Richtung Schillwen/Paszieszen nahm keine Euros an, so dass wir nicht tanken konnten.
Wir gingen einkaufen und besorgten Wein, Chips, Schokolade, Möhren und einiges mehr.
Dann machten wir die alte Hauptstraße von Heydekrug entlang einen Spaziergang. Warm eingepackt stapften wir durch den Schnee bis zur Brücke am Alten Markt. Danach kehrten wir zum gemütlichen Abendessen zurück ins Hotel.
6. Tag: Dienstag, 11. Dezember 2012
Morgens noch bequem in der Clubecke des Daims gesessen, entführte Michael mich gegen Mittag in ein scheinbar endloses Gebiet, scheinbar ohne Wiederkehr, da wir ständig im Kreis gefahren sind. Dazu später mehr…
Morgens haben wir ausgiebig im Daim-Hotel gefrühstückt. Es gab Rührei mit Schinken und Speck und Diverses mehr, einschließlich der köstlichen litauischen Milkarollen. Sie waren mit Schokoglasur überzogen und hatten eine feste, aber cremige Konsistenz. Nach dem Frühstück schnappten wir uns Bijou und suchten den alten Kuhmarkt an der Sziesze. Zuerst fanden wir den „neuen“ Markt, der abseits von der Hauptstraße in einer Art Gewerbegebiet lag. Dort gab es einige Markthallen und Verkaufslager. Diesen Markt gab es damals noch nicht. Dann entdeckten wir den alten Markt, einen riesigen Platz, umkränzt von alten deutschen Häusern. Der Platz war schneebedeckt und ansonsten leer, bis auf ein Fischdenkmal, das an das Geschehen auf dem Fisch- und Pferdemarkt vor dem 2. Weltkrieg erinnerte und eine Gedenktafel, die auf den alten Markt hinwies. Alte Bilder zeigen 60-70 Wagen, Pferdegespanne, Kutschen, Kastenwagen und allerlei zum Vermarkten auf dem Platz. Ein Kunstwerk aus Baumstämmen stellte Störche dar. Links neben dem Markt befand sich die Brücke über die Sziesze.
Dann suchten wir die Parkstraße 1, in der Tante Ruth aus Kanada einst wohnte. Die Parkstraße fanden wir, jedoch das alte, deutsche Haus No 1 war einem großen, viereckigen Klotz gewichen. Die alten Nummern 3 und 5 waren jedoch noch als altdeutsche Villen vorhanden.
Im großen Museum schickte man uns in das eigentliche kleinere Heimatmuseum, das wir besichtigten. Es lag gegenüber von der Evangelischen Kirche. Im Hinterhof des Heimatmuseums lagen zwei alte Holzkähne, ca. 6-8 m lang, als Zeitzeugen der alten Fischerei in heimischen Gewässern.
Ich telefonierte noch einmal mit Kestutis Tolvaisa. Er befand sich gerade beim Arzt und erhielt eine Chemo-Infusion. Wir verabschiedeten uns und hofften, uns zu einem späteren Zeitpunkt einmal treffen zu können. Ich wünschte so sehr, dass er wieder gesund wird.
Heydekrug verließen wir über die Brücke links vom alten Marktplatz in Richtung Russeau. Wir fuhren durch malerische Dörfer und gelangten bald, an einer Weidenallee mit dicken Bäumen vorbei, hin zu einem geheimnisvollen Eiland, wo die Welt zu Ende zu sein schien.
Wir nahmen an, dass die russische Grenze nahe sei, doch die Karte sagte später aus, dass, wenn wir durch die Klüste weitergefahren wären, wir irgendwann an die Ostsee gelangt wären. Wir kehrten jedoch um, weil wir feststellten, dass wir irgendwie im Kreis gefahren sind, über die Brücke in Heydekrug zurück und von dort aus in Richtung Klaipėda.
Wir machten uns auf die Suche nach dem Wasser. An einem Kiosk kauften wir Schokolade und Rührkuchen. Die Verkäuferin fragten wir, wo wir das Wasser in der Nähe finden könnten, doch sie verstand uns nicht. Michael versuchte, in Litauisch zu formulieren. Eine Kundin, die hinzutrat, antwortete auf Deutsch. Michael sagte, wenn er Deutsch mit den Litauern spricht, verstehen sie ihn nicht. Spricht er aber Litauisch, dann antworten sie auf Deutsch. Die Kundin beschrieb uns einen Weg, der zum Hafen an einem ruhigen Seitenarm führte. Dieser war kolossal vereist. Vom Hafen aus fuhren wir weiter in Richtung Klaipėda. Am großen Autobahnkreuz ging es dann Richtung Kaunas. Unterwegs rasteten wir in einer Gaststätte an der Autobahn und tranken einen Kaffee mit reichlich Kaffeesatz. Das geht gut, wenn man ihn langsam trinkt. Nach einem kurzen Gassi Gang mit Bijou fuhren wir nach Kauna. Kurz vor Kauna näherten wir uns auf der AB der Litauischen-Polnischen Grenze. Weiter ging es nach Suwalki/Augustow. Bei Augustow bogen wir rechts ab in Richtung Allenstein. Die erste größere Stadt hinter Augustow war Elk/Lyck. Hier suchten wir ein Hotel. Von vorn lag es an einer Hauptstraße, von hinten war es wunderschön an einem See gelegen. Wir buchten ein Appartement im 4. Stock. Michael schleppte die Koffer. Abends machten wir einen schönen Spaziergang am See entlang bis zu einem beleuchteten Wasserturm und wieder zurück ins Hotel. Im Appartement nahmen wir beim Fernsehen noch ein Betthupferl zu uns: Den Rührkuchen mit Marmelade, nach Art „Kalte Schnauze“.
7. Tag: Mittwoch, 12. Dezember 2012
Am Morgen gingen wir nach unten zum Frühstücks- buffet. Dann verließen wir unser nächtliches Apparte- ment, Michael schleppte die Koffer vier Stockwerke herunter und machte einen kurzen Sicherheitscheck des Autos. Er kontrollierte den Wasser- und Ölstand. Da- nach setzten wir unsere Reise fort. Die malerische Win- terlandschaft, die sich unseren Augen bot, faszinierte uns immer wieder aufs Neue. Am Waldesrand entdeckten wir einen Gedenkfriedhof aus dem 1. Weltkrieg. Dort hatte man ehemalige Feinde friedlich nebeneinander begraben; Russen und Deutsche, Bekannte und Unbekannte. Wir besichtigten – noch im Ermland – eine Dorfkirche mit einem Kardinaldenkmal auf dem Vorplatz. Auf einem schräg gegenüberliegenden freien Platz spielt Bijou mit einem heimischen Hund. Unterwegs fotografierten wir noch einen Trecker. Nachmittags stand ein Besuch der Wolfsschanze auf dem Programm. Allmählich wurde es dunkel und starker Schneefall setzte ein.
Vor Greifenstein trafen wir abends im Hotel ein. Auf dem Parkplatz machte Bijou Bekanntschaft mit drei Katzen. In dem Hotel gab es zwei hübsche Blondinen, die es uns gemütlich machten. Wir haben sehr schick im feudal eingerichteten Restaurant bei guter Musik gegessen. Es gab Leber, Heringe, Bratkartoffeln, Zwiebeln und Zanderfilet bei einem guten Rotwein. Später machten wir noch einen winterlichen Abend- spaziergang durch den Schnee.
8. Tag: Donnerstag, 13. Dezember 2012
Am diesem neuen Tag gab es wieder einmal ein fantastisches Frühstück. Danach machten wir mit Bijou einen Morgenspaziergang über den Hof. Dort fanden wir landwirtschaftliche Geräte vor, die Michael alle kannte und deren Funktion er mir erklärte. Unter anderem gab es dort einen alten Pferdepflug. Nach dem Verlassen des Hotels starteten wir unsere Fahrt nach Sepopol, früher Schippenbeil, unmittelbare Wirkungsstätte meiner Vorfahren.
Wir fuhren durch das mittelgroße Sepopol, passierten die Kirche mit Stadtmauer am Ende des Ortes und überfuhren eine Flussbrücke.
Unmittelbar danach kamen wir nach Stopki, ehemals Stolzenfels, dem Geburtsort meines Urgroßvaters Wilhelm Friedhelm Moldkau und seines Bruders Hermann August und deren Schwester.
Wir fanden ein winziges Dörfchen ohne eigene Kirche vor, ein paar aneinandergereihte Häuser bis zum Ortsaus- gangsschild. Es war fast das letzte Dorf vor der russi- schen Grenze. Wir fuhren von der anderen Seite wieder nach Stopki herein und zum Grenzfluss. Es war so ein Gefühl, wie am Ende der Welt zu sein. Stopki war so klein, dass es dort auch keinen eigenen Friedhof gab. Stattdessen fuhren wir zurück nach Sepopol. Direkt vor der Flussbrücke, Kirche und Stadtmauer gab es rechts eine alte Kapelle, daneben einen neuen Friedhof und links auf einer Anhöhe einen alten deutschen Friedhof. Auf dem alten Friedhof suchten wir nach Zeichen, nach Namenshinweisen. Wir fanden zerschundene Grabmale, abgeschnittene Kreuze, alte Umrandungssteine, einzelne Namen waren noch zu lesen. Auf dem Friedhof befanden sich Reste von Mausoleen, die zerstört worden waren. Man konnte bis tief in die Gruften hineinsehen Ein einziges Mausoleum war noch erhalten. Es war sehr kalt. Der Boden war glatt. Nach ca. einer halben Stunde verließen wir den Ort.
In Sepopol suchte ich ein Geschäft, um Ansichtskarten zu kaufen. Doch so etwas gab es dort nicht. In einer Apotheke erklärte man mir den Weg zur Post und dass ich dort Karten bekommen würde. Die Post war ein altes deutsches Gebäude, und tatsächlich verkaufte man dort eine einzige Postkarte von Sepopol. Ich verschickte gleich mehrere Exemplare an meine Eltern, Heino und Barbara, Siggi und Gisela, Iris und Nathalie, Helga und Arnold und Ruth in Kanada. Allen anderen Nachfahren von Wilhelm Friedrich und Hermann August Moldtkau beschloss ich später Fotos per E-Mail zukommen zu lassen.
Nach dem Verlassen Sepopols setzten wir bei herrlichem, sonnigem aber kaltem Winterwetter unsere Reise fort. An einem Feldrand hielten wir an uns sahen beim Verladen von Zuckerrüben zu. Mehrere LKW’s, zwei Bagger und ein Radlader waren beteiligt. Ein Mann stand in der eisigen Kälte draußen und sortierte die Erde von den Rüben. Wir unterhielten uns noch mit einem der fleißigen Männer, dann fuhren wir weiter in Richtung Swieta Lipka, Heiligelinde. Unterwegs, den Kreuzweg entlang, kamen wir an zahlreichen Bildstöcken mit unterschied- lichen Heiligenmotiven vorbei. Wie immer habe ich viel fotografiert. Wenn es mit dem Motiv einfangen mal nicht so gut klappte, fuhr Michi gern noch einmal zurück und ermöglichte so eine neue Chance auf einen Fotoschuss. Zwischenzeitlich machten wir einen Stopp bei Bidronka und kauften Lebensmittel ein.
Swieta Lipka
Als wir Swieta Lipka erreichten waren wir sehr beeindruckt durch die glänzende Pracht dieser heiligen Hallen. Ein sonniges Gelborange und in der Wintersonne glitzerndes Gold strahlten uns entgegen.
Święta Lipka (deutsch Heiligelinde), das Dorf in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, im Landreis Ketrzynski, gehörte in den Jahren 1975 bis 1998 zur Woiwodschaft Olsztyn. In dem bis 1945 ost- preußischen Dorf wurde von den Jesuiten die Wallfahrts- kirche Heiligelinde gebaut. Es ist jetzt einer der be- kanntesten polnischen Marien-Schreine. Die Basilika mit Kreuzgang und das Kloster ist eines der wichtigsten Denkmäler des Barock in Nord-Polen. Sie wurde 1983 in den Rang einer Basilica minor erhoben.
Die Ursprünge des Kults von Unserer Lieben Frau von Heilige Linde (polnisch Święta Lipka) gehen auf das 14. Jahrhundert zurück. Die Sage berichtet von einem in Rastenburg Verurteilten, der auf Intervention von „Unserer Lieben Frau“ eine aus Holz geschnitzte Figur ihres Kindes anfertigte. Nachdem er wegen dieser Skulptur freigelassen wurde hängte er die Figur an eine Linde, auf dem Weg von Rastenburg nach Rößel. Viele Wunder ereigneten sich der Sage nach um die Statue des Marienkindes. Allerdings weist der Begriff „Heilige Linde“ weiter zurück in die Vergangenheit, nämlich auf einen heidnischen Kultplatz der Prußen. Die Linde war das Symbol der Göttin Puskaite, Göttin für Fruchtbarkeit und Getreide. Ihr zu Ehren wurden im Frühjahr und Herbst Feste veranstaltet.
Im Laufe der Zeit wurde die Kapelle rund um den Baum errichtet. Die Priester der Kapelle dienten dem Deutschen Orden in Rastenburg. Die ältesten dokumentierten Informationen über die heilige Linde wurden im Domkapitel von Plock gefunden. Aus einer Aufzeichnung von 1473 geht hervor, dass der Ort zum Deutschordensstaat kam, die Kapelle wird nicht erwähnt. In einer Erlaubnis des Hochmeisters des Deutschen Ordens, Johann von Tiefen von 1491 zur Einrichtung einer Gaststätte ist die Kapelle genannt. Zahlreiche Wallfahrten wurden nach Heiligelinde unternommen, so auch vom Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach.
Die Kapelle in Heiligelinde wurde während der Reformation zerstört. Dank der Bemühungen von Stefan Sadorski gelang der Wiederaufbau der Kapelle und infolge eines Kaufes die Übertragung des Eigentumsrechtes an Land und Gebäuden an das ermländische Domkapitel. Im Herbst 1618 betrug der Grundriss der Kapelle 40x26 Fuß. Die Kapelle wurde auf den alten Resten 1619 gebaut und feierlich durch den Fürstbischof von Ermland, Simon Rudnicki am 19. November 1619 geweiht. An der Fassade der Kapelle wurden die drei Wappen von Sigismund III. Wasa, Johann Sigismund (Brandenburg), und Simon Rudnicki angebracht. Sadorski übergab die Kapelle den Jesuiten.
Der Schrein war weit bekannt. Pilger kamen nicht nur aus dem Ermland, sondern auch aus Warschau, Vilnius oder Lemberg. Unter den Pilgern war auch König Johann II. Kasimir.
Basilika
Auf einem Hügel wurde die jetzige Kirche auf Initiative der Jesuiten in den Jahren 1688 bis 1693 von einem unbekannten Architekten geplant. Aus den Bauakten und Briefen der Registratur in Heiligelinde geht folgendes hervor. Der Abriss war bereits vorhanden als der Superior Martin Wobbe und der Rektor des Kollegiums in Rössel, Johann Sigismund, mit dem Maurer, dem ehrsamen nahmhaften Herrn Georg Ertly, Bürger und Maurer in Wilda (damaliger Name der Stadt Wilna (Vilnius) Zur Wilden oder Wildau) am 16. März 1688 einen Bauvertrag ausmachten. Ertly stammte aus Tirol und war langjährig in Vilnius tätig. Superior Wobbe starb bereits 1688 und im Oktober machte sein Nachfolger Konrad Schröter einen zweiten Vertrag mit Maurermeister Ertly. Die Fassade stammt aus dem Jahr 1730. Vor Baubeginn war es notwendig, den Boden zu stabilisieren. Der Baugrund lag auf sumpfigem Land zwischen den Seen Wirowym und Dejnowa. Dazu wurden 10.000 Holzpfeiler gerammt.
Die Kirche ist in der Form einer dreischiffigen Basilika errichtet mit Presbyterium im Hauptteil des Kirchenschiffes und seitlichen Emporen. Die Kirche besitzt einen Kreuzgang mit einer Kapelle an den Ecken. An der Fassade der Kirche und der Kapellenfront sind geschnitzte Skulpturen des Bildhauers Christoph Perwanger angebracht. Das Innere der Kirche ist reich verziert, unter anderem mit einem Gemälde an der Decke, in den Jahren 1722 bis 1727 gefertigt von Matthias Johann Meyer. Das Gewölbe im Presbyterium und das Hauptschiff (beginnend mit dem Presbyterium) ist geschmückt mit Bildern, so von Hedwig von Schlesien, Sigismund III. Wasa und Kasimir von Polen und Litauen.
Zu sonstigen Ausstattung der Kirche gehören der Hauptaltar von 1712-1714, die Arbeit von Christoph Peucker. Im Hauptaltar befindet sich ein Bild der Mutter Gottes, gemalt 1640 von Bartholomäus Pensa. Der Königsberger Goldschmied Samuel Grew fertigte silberne Tabernakel. Die Bilder der anderen acht Altäre wurden u. a. von Martin Altomonte gemalt. Die Orgel wurde 1719 bis 1721 von Johan Josua Mosengel gefertigt.
Wir waren die Einzigen, die das Kloster besichtigten. Es war eisig kalt. Außer uns waren noch Handwerker da, die unter Beaufsichtigung des Priesters Restaurationsarbeiten durchführten. Die Toilette, die in einem Nebengebäude beschildert war und die wir gerne aufgesucht hätten, war abgeschlossen.
Von dieser bemerkenswerten Stätte ging es weiter auf die B 16 bis Kopiza >> Allenstein >> Elblag >> Danzig, über Leborg nach Stolb, Küstrin.
Hinter Stolb, Küstrin haben wir gegen 22.00 Uhr ein nettes Hotel zum Übernachten gefunden. Draußen gingen wir mit Bijou durch den Schnee Gassi und es dauerte sehr lange, bis sie sich endlich bequemte, ein Geschäft zu machen. Das Abendessen nahmen wir während des Fernsehens mit unseren mitgebrachten Sachen auf dem Zimmer ein.
9. Tag: Freitag, 14. Dezember 2012
In unserer schönen Herberge hatten wir morgens ein gutes Frühstück. Danach fuhren wir über Köstrin und Stettin der deutschen Grenze entgegen. Hinter der Grenze am Autobahnkreuz Prenzlau Richtung Norden die neue Autobahn 20 bis nach Pasewalki Richtung Jatznik.
In Jatznik zeigte Michael mir die Samendarre. Danach ging es weiter Richtung Rothenmühl, um dort Förster Lenkat zu besuchen, den wir, da wir unangemeldet waren, leider nicht antrafen. Deshalb fuhren wir weiter am Galenbecker See vorbei nach Heinrichswalde. Dort sahen wir einen alten Kirchturm mit hölzernem Kirchenschiff. Danach traten wir die Weiterfahrt Richtung Neubrandenburg, Malchin, Teterow an. In Teterow machten wir einen Spaziergang über den Marktplatz und machten von der stimmungsvollen Umgebung, dem Rathaus den Rostocker Toren, der Kirche, einige Bilder. Das Rostocker Tor in Teterow und das Malchiner Tor sind zwei vorhandene Tore der Wehranlage, welche die Stadt umgab.
Bei Lidl kauften wir etwas ein und besorgten uns zwei Messer. In einem Getränkehandel kauften wir Wein und fragten nach einem Weinflaschenöffner. Dort suchte man in sämtlichen Schubladen, doch es war keiner vorhanden.
Später fuhren wir nach Lalendorf ins Hotel Wiesenhof und checkten dort ein. Nachdem wir unser Gepäck aufs Zimmer gebracht hatten, starteten wir unsere Fahrt nach Kleinwokern, um die Feldmanns zu besuchen. Michael besucht seinen ehemaligen Chef regelmäßig, und wir trafen ihn und seine Ehefrau an. Beide freuten sich und es gab Schnittchen zum Abendbrot, Plätzchen und Tee. Irmgard staunte nicht schlecht, als sie hörte, dass wir mit der Handykamera bereits fast 2000 Fotos gemacht hatten. Dabei hatten wir die Bilder, die wir mit der anderen Kamera machten gar nicht erwähnt… Nach zwei bis drei Stunden verließen wir Irmgard und Lutz, gingen mit Bijou Gassi und dann zurück ins Hotel. Den Flaschenöffner bekamen wir vom Hotelrestaurant. So konnten wir den Tag bei Wein und mit Fernsehen ausklingen lassen.
10. Tag: Samstag, 15. Dezember 2012
Nach dem Frühstück fuhren zuerst nach Schloss Vietgest im Landkreis Rostock. Das barocke Herrenhaus, das von 1792 bis 1794 erbaut wurde, befand sich seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Familie Oldenburg. Johann Friedrich Boldt wurde im Jahr 1786 Besitzer von Gut Vietgest und weiteren Gütern der Umgebung. Wenig später ließ er sich sein Herrenhaus aus Ziegeln errichten. Boldts Erben verkauften im Jahr 1819 das Gut und Haus für 246.000 Reichstaler an Cornelius Freiherr von Herzeele († 1830). Für das Herrenhaus waren zwei Drittel des Preises veranschlagt. Das Gutsinventar wurde vom 16. bis 18. Juni 1819 versteigert. Dabei war auch der Viehbestand mit 50 Pferden, 54 Ochsen, 220 Kühen und vier Bullen. Im Jahr 1841 kaufte Fürst Georg Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, der bereits andere größere Besitztümer in der Umgebung besaß, das Gut. Die Schaumburg-Lippes, deren Grundbesitz in Mecklenburg insgesamt 6668 Hektar betrug, hielt den Besitz bis zu ihrer Enteignung 1945.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen ins Schloss Umsiedler ein; später wurde im Haus eine Schule eingerichtet, die ihren Betrieb 1976 einstellte. Später wurde Haus Vietgest Kals Schulungsstätte und Ferienheim für die CDU genutzt. Zwischen 1985 und 1990 führte man erste Restaurierungsarbeiten durch. Nachdem das Haus lange leer stand, wurde es zu einem Schlosshotel umgebaut. Bis vor ein paar Jahren nutzte man das Herrenhaus als Hotel und Restaurant. Südlich des Herrenhauses befindet sich ein großer Barockpark, der sich bis zum See Ziest hinzieht. Die einst glamouröse Residenz wurde nach 2009 geschlossen. Seitdem steht das Schloss leer, wirkt immer noch sehr erhaben. Andererseits macht es auch einen erbarmungswürdigen Eindruck, denn einige Fenster unten und oben standen weit offen, trotz des kalten Klimas. Ein offenes Fenster befand sich hinten unten, und man hätte gut dort ins Gebäude hineinsteigen können, was leider oftmals die Gefahr von Vandalismus oder Brand birgt. In den Laubengängen wuchsen vereinzelt Bäume. Berührt verließen wir die traurige Stätte.
Unter starkem Eindruck von Schloss Vietgest stehend starteten wir unseren Trip in Richtung Güstrow. Dort bummelten wir durch die City, über den Weihnachtsmarkt und besuchten das Wiener Cafe. Dort bestellten wir eine heiße Schokolade und eine Sachertorte. Es war sehr gemütlich dort und wir verfassten einen netten Text fürs Gästebuch.
Viele stattliche Häuser aus alter deutscher Zeit waren zu sehen, unter anderem hatte August der Starke in einem der Häuser einmal übernachtet.
Die anschließende Schlossbesichtigung mit Fotoerlaubnis war aufregend und spannend. Schloss Güstrow der Stadt Güstrow, südlich von Rostock in Mecklenburg-Vorpommern gilt als eines der bedeutendsten Renaissancebauwerke Norddeutschlands.
An Stelle des heutigen Schlosses existierte bereits eine slawische Burganlage. Im Jahr 1307 wurde erstmals eine Burg der Fürsten von Werle erwähnt. Mit dem Aussterben der Fürsten von Werle kam die Burg 1436 in den Besitz der Herzöge von Mecklenburg und wurde deren zweiter Wohnsitz. Zu einem regionalen Zentrum der Renaissancekultur wurde der Ort aber erst, nachdem Teilungen des Herzogtums 1547 und 1552 unter die beiden Brüder Herzog Johann Albrecht I. und Herzog Ulrich die Einrichtung einer zweiten fürstlichen Hofhaltung notwendig gemacht hatten. In Güstrow regierte Herzog Ulrich von Mecklenburg, während die Linie seines Bruders in Schwerin ihre Residenz ausbaute. Herzog Johann Albrecht hatte dort und mit dem Fürstenhof (1553) in Wismar bereits seit den frühen 1550er Jahren die Formen der italienischen Renaissance in der Region eingeführt. Stadt und Schloss Güstrow im 16. Jahrhundert auf der Vicke-Schorler-Rolle (älteste Abbildung). Hervorzuheben ist der Verbindungsgang zum Dom.
Im Jahr 1557 brannte der Südflügel der Güstrower Burg ab und bot so Herzog Ulrich die Gelegenheit, die alte Burg prächtig dem Rang ihres Besitzers entsprechend auszubauen. Für den Güstrower Neubau wurde der italienischstämmige Architekt Franz Parr (gest. 1580) aus Schlesien verpflichtet, der dort an dem von seiner Familie geleiteten Ausbau des Renaissanceschlosses in Brieg/Brzeg gearbeitet hatte. Ab 1558 entstanden der Eingangsflügel auf der Westseite und die westliche Hälfte des zum Garten ausgerichteten Südflügels, und um 1565 war der Rohbau vollendet. Damals gab Franz Parr die Bauleitung ab und trat in die Dienste des schwedischen Königs; sein Bruder, der Bildhauer und Stuckator Christoph Parr arbeitete aber noch bis 1570 in Güstrow, bevor auch er in schwedische Dienste trat. Die älteste Abbildung des Schlosses von 1585 findet sich auf der Vicke-Schorler-Rolle im Archiv der Hansestadt Rostock. Ein erneuter Brand zerstörte 1586 auch den Nordflügel der alten Burg. Von 1587 bis 1591 wurde der Nordflügel des Schlosses nach Entwürfen des Niederländers Philipp Brandin erbaut. Im Jahr 1594 erweiterte man den Bau um den Ostflügel, nach Entwürfen von Claus Midow. Von 1628 bis 1630 war das Schloss Güstrow die Residenz von Waööemsteom. Mit dem Bau von Torhaus und Schlossbrücke durch Charles Philipp Dieussart wurde 1671 der Schlossbau abgeschlossen.
Fassade Innenseite
Das Schloss wurde als programmatische Synthese älterer einheimischer Schlösser (unregelmäßiges Erscheinungs- bild, Turmreichtum, vgl. z.B. Meißen, Torgau, Heidelberg) und Motiven italienischer und französischer Renaissancearchitektur gestaltet. Es handelt sich um einen aufwändig verputzten Backsteinbau, der an den Fassaden und im Inneren zahlreiche Formelemente aus der Antike (Säulenordnung, Rustika) aufnimmt und sie durchaus neu kombiniert. Die verwendeten Muster des Außenbaus werden auch im Inneren an den Deckenstuckaturen und in den Mustern der Fußböden wieder aufgenommen. Besonders erwähnenswert sind der stuckierte Hirschfries (1570er Jahre, Christoph Parr) und die Deckenstuckaturen (1620, Daniel Anckermann) im Festsaal des Schlosses. Beide sind teilweise mit aufgesetzten Figuren verziert.
Schloss Güstrow 1838
Mit dem Aussterben der 1621 entstandenen Linie der Herzöge von Mecklenburg-Güstrow im Jahr 1695 kam Güstrow an die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin, wurde deren Nebenresidenz und Wohnsitz der Kurtisanen des Hofes. Das Schloss wurde jedoch kaum noch genutzt und begann zu verfallen. 1795 musste der Ostflügel schließlich wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Ab 1800 erfolgte die Nutzung als Kriegslazarett und ab 1817 als Landesarbeitshaus, hier wurden nach der Bauernbefreiung nicht versorgte Personen untergebracht. Später wurde das Schloss in ein Altenheim umgewandelt. Im Rahmen dieser Nutzungen wurde die alte, prachtvolle Ausstattung vielfach umgebaut oder auch zerstört.
Schlosspark Güstrow
Von 1963 bis 1978 erfolgte durch die DDR eine umfassende Restaurierung des Schlosses. Seit 1972 wird das Schloss Güstrow als Museum für norddeutsche Kunst des Mittelalters, Jagd- und Prunkwaffen und zeitge- nössische Kunst genutzt. Es ist heute einer der Standorte des Staatlichen Museums Schwerin. Der Schlosspark im Stil eines Renaissancegartens wurde ebenfalls restauriert und gehört zu den seltenen Beispielen einer solchen Gartenanlage in Deutschland.
Nach der spannenden Schlossbesichtigung kauften wir noch ein Buch und ein Bild zur Erinnerung. Dann setzten wir unsere Fahrt fort nach Schloss Ulrichshusen in Ulrichshusen, einem zu Moltzow, im Landkreis Meck-lenburgische Seenplatte gehörenden Dorf. Mit seinem dreigeschossigen Hauptgebäude und den typischen Stufengiebeln ist es eines der bedeutendsten Re- naissancebauwerke Mecklenburgs. Das Bauwerk liegt am Südufer des Ulrichshusener Sees auf einem Hügel. Seit 2001 wird das Haupthaus als Hotel genutzt. Der ehemalige Pferdestall beherbergt ein Restaurant. Das Torhaus und der Zwischenbau dienen als Wohngebäude. Seit 1994 finden im Schlosskomplex Konzertauf- führungen im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommerns statt. In der Feldsteinscheune gastierten unter anderem Yehudi Menuhin, Anne-Sophie Mutter und Igor Oistrach. Nebengebäude der Anlage dienen für verschiedene öffentliche Veranstaltungen. Zur Schloss- anlage gehört ein Park, der mit mehreren Seen ausgestattet ist. Ab 1995 wurde der Park, der damals weitgehend verbuscht war, wiederhergestellt und die verlandeten Seen rekonstruiert. Ein größerer Park, der „Gutspark Ulrichshusen“ befindet sich in geringer Entfernung östlich der Schlossanlage.
Schloss Ulrichshusen
Schloss in Schwinkendorf-Ulrichshusen in Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
Photograph: Doris Antony, Berlin
Doris Antony put it under the GFDL and CC-BY-SA-2.5
Nach dem Erwerb und Tausch mehrerer Ländereien zwischen Waren und Teterow durch den Grubenhagener Stamm der Familie Maltzan vereinigte Ulrich Moltzan († 1572), der auch die Acker- und Forstflächen des wüsten Dorfes Domherrenhagen erworben hatte, einige dieser Ländereien zu einem Rittergut und ließ 1562 ein Wasserschloss errichten, vermutlich ein eher kleiner Bau im Stil eines Festen Hauses. 1624 brannte es zumindest teilweise ab, und Bernd-Ludolph Maltzan (Wallensteins Quartiermeister) baute es binnen zwei Jahren wieder auf, wobei die Anlage vergrößert wurde. 1649 wurde es auf Pfand für 30 Jahre an den schwedischen General Carl Didriksson Ruth (auch Rutt) verkauft. Von ihm gelangte es an seinen Schwiegersohn J. Ehrenreich von Arnim, von dem es an den Baron Erlenkamp auf Vielist verpfändet wurde. Erst 1742 gelangte es an die auf Rothenmoor ansässige Linie der Maltzahns und 1815 an die Grafen von Maltzan auf Militsch. 1842 wurde es an die Linie Hahn-Basedow verkauft. Nachdem es Anfang des 20. Jahrhunderts im Besitz des Verwalters Sellschop war, kam es 1929 an die Grafen von Bassewitz-Schlitz. Aus dem Jahr 1930 wird von einem schlechten Bauzustand mit Rissen im Mauerwerk berichtet. Nach 1945 war das Schloss Flüchtlingsquartier. Es wurde wegen seiner historischen Bedeutung, als einziges aus dem Müritzkreis neben dem Gutshaus Ludorf, bereits 1946 von der sowjetischen Militär- administration unter Schutz gestellt. Später das Schloss einen „Konsum“. 1976 war das Schloss letztmals bewohnt und wurde anschließend dem Verfall preisgegeben und erst 1983 notdürftig gesichert. 1987 brannte das Haupthaus bis auf die Grundmauern ab. Nach der deutschen Wiedervereinigung kaufte die Familie von Maltzahn das Schloss zurück. Die gesamte Anlage wurde ab 1993 von Helmuth Freiherr von Maltzahn (* 1949) und seiner Frau Alla in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt restauriert.
Wir fuhren zum Schloss, um es mindestens von außen zu besichtigen und den dortigen Weihnachtsmarkt zu besuchen. Es war bereits dunkel, als wir dort ankamen. Leider hatten wir keine Karten für das Schlosskonzert, das ausgebucht war. Klaviermusik von Brahms drang in das Nebengebäude des Schlosses, in dem der Weihnachtsmarkt warm geschmückt und gemütlich aufgebaut war. Aufgrund der feuchten nieselregnerischen Luft war allerdings nicht viel Kundenverkehr. Wir kauften an einem Stand mit Schafskäsespezialitäten zwei Produkte, gingen danach noch mit Bijou Gassi und traten die Weiterfahrt in Richtung Waren an. Dort sahen wir uns die Altstadt an. Der Weihnachtsmarkt war ziemlich klein mit zwei Saufbuden und einer Fressbude. Wir kauften noch etwas ein und liefen dann den Hafen entlang zurück zum Auto.
Als nächstes fuhren wir zu Schloss Kling.
Hotel Schloss Klink – Seeseite; 23 May 2014, 11:16:48
Author An-d
Das Schloss Klink wurde 1898 von Arthur und Hedwig, geb. Borsig, von Schnitzler in Anlehnung an die französischen Loire-Schlösser, nach den Plänen des Architekten Grisebach erbaut. Im Jahre 1912 folgte der Anbau eines Bankettsaales. Bis 1945 blieb das Schloss im Besitz der Familie von Schnitzler. In der Nachkriegszeit war das Schloss Unterbringungsort von Flüchtlingen. Am 2. Juni 1971 eröffnete man das „Schulungs- und Erholungsobjekt Schloss Klink“ mit 40 Zimmern für 103 Urlauber.
Nach der Wende wurde der Rechtsträger VEB Wasser- wirtschaft Neubrandenburg in die Neubrandenburger Wasser AG umgewandelt. Schloss Klink wurde 1991/1992 als „nicht-betriebsnotwendige Immobilie“ von der Treuhand-Liegenschaft-Gesellschaft zum Verkauf ausgeschrieben und an Karl E. Brenner aus Bad Homburg verkauft. Der plante ein Luxus-Ferienresort mit einem Investitionsvermögen von 120 Millionen DM. Nach erfolgter Kaufpreiszahlung hatte er vier Jahre Zeit seine Pläne zu realisieren. Brenner geriet in Vermögensverfall, hielt aber weiter am Vertrag fest. Das Schloss erlitt massive Schäden durch Vandalismus und wurde immer mehr zum Ärgernis.
Brenner konnte bis zum vertraglichen Stichtag, dem 31. Oktober 1995, seine Verpflichtungen zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen, nicht erfüllen. Aus diesem Grund führte die THA-Treuhandanstalt/BvS Bundes- anstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben Berlin ein Investorentauschverfahren durch. Hieran beteiligten sich 24 Interessenten mit unterschiedlichen Konzepten. Am 30. März 1996 erhielten Ernst Walloschke und sein Sohn Guido Gabriel nach einer gemeinsamen Entscheidung von BvS und Gemeinde Klink den Zuschlag für ein Hotelprojekt. Im Vorfeld geeignet erschien die Familie Walloschke, da sie bereits in Groß Plasten (Kreis Müritz) ein Schloss restauriert, als Hotel entwickelt und in Betrieb genommen hatte. Am 30. September 1997 begannen die Arbeiten für den 1. Bau- abschnitt, die Restaurierung und der Umbau vom Schloss. Am 23. Dezember 1997 verstarb der Diplom Ing. Ernst Walloschke im Alter von 68 Jahren. Seine Witwe
Marga Walloschke und Ihre Kinder Guido und Claudia
führen das Projekt im Sinne des Verstorbenen fort. Seit Juli 1998 erstrahlt Schloss Klink im neuen Glanz.
Wir waren stark beeindruckt von diesem glänzenden, strahlend beleuchteten Schlosshotel, das uns so gefiel, dass wir es uns bereits als Herberge für unsere nächste Reise vorstellten. Dann kauften wir im Supermarkt Sky für unser Abendessen ein und wechselten 500.00 Euro. Auf dem Rückweg nach Lalendorf zu unserer Herberge machten wir kurz vor Teterow (Jägermeister) einen Abstecher nach Schloss Schlitz. Zurück im Hotel aßen wir lecker zu Abend, tranken Wein und sahen uns das Fernsehprogramm an.
Burg Schlitz
Photograph: Peter Schmelzle
Die mondäne Burg Schlitz bei Teterow in Mecklenburg gehört seit Juli zu den noblen Schlosshotels, das Gäste von Nah und Fern zum Besuch anlockt. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde es im Juli ohne spektakulären Akt eröffnet und hat den regulären Hotelbetrieb aufgenommen. Am 6. August fand dann auch daselbst im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern das erste Kammerkonzert statt. Nach jahrelangen Bauarbeiten, die rund 40 Millionen Mark gekostet haben, wurde das Schlosshotel "Burg Schlitz" in Mecklenburg wieder für den Hotelbetrieb geöffnet. Eine größere Feier fand dazu nicht statt, man wollte lieber schrittweise und sanft vorgehen, so die Prokuristin Nina Müller. Das entnehmen wir dem "Nordkurier" vom 16. Juli 1999, der darüber einen Artikel mit der Überschrift "Grafen-Suite im Stil des Biedermeier" brachte und die Burg Schlitz und ihre rund 80 Hektar große Parkanlage die "bedeutendste klassizistische Schlossanlage des Landes" nennt.
Schon all die Jahre zuvor war in der mecklenburgischen Presse immer wieder von den Fortschritten zu lesen, die in diesem Teil der Mecklenburgischen Schweiz zu beobachten waren (z.B. am 10. 6. 1995, ebenfalls im „Nordkurier“: "Likörfabrikant auf den Spuren des Grafen - Burg Schlitz entsteht in alter Schönheit"). Mit dem "Likörfabrikanten", war Günter Mast gemeint, der Aufsichtsratchef der Braunschweiger "Mast- Jägermeister AG". Dieser hatte sich schon um mehrere geschichtsträchtige Orte in Ostdeutschland gekümmert und zum Beispiel im sächsischen Kamenz ein Luxushotel geschaffen, das nach seinen Worten "als erstes ostdeutsches Haus in die Top twenty der deutschen Hotelszene einzog".
Nun ist es mit Burg Schlitz ebenso weit. Das Hotel umfasst 20 Zimmer und Suiten mit stilgerechter Möblierung; die Deutschen Werkstätten in Dresden- Hellerau haben eigens für Burg Schlitz Möbel angefertigt. In der Empfangshalle des Schlosses sorgen klassizistische Reliefs antiker Szenen, Jugendstilgemälde und einzelne Möbel für eine herrschaftliche Atmosphäre. Und die verschiedenen Zimmer sind dann entsprechend stilvoll eingerichtet. Im "Nordkurier" vom 4. August 1999 wird dazu wieder Frau Müller zitiert: „Wir haben uns bemüht, das Haus so einzurichten, wie es der Schlossherr getan hätte".
Auf moderne Technik braucht man aber selbstverständlich nicht zu verzichten, Heimelektronik, Konferenzzentrum, alles vorhanden. Was man jedoch nicht findet, sind Golfanlage, Reitstall oder Schwimmbad. Diese passen nach Ansicht der Geschäftsleitung nicht zu diesem Ort der Empfindsamkeit und nicht zum Stil der Erbauungszeit. Dafür aber sind zahlreiche Denkmäler im Park vorhanden und auch eine Kapelle. Im sogenannten „Rittersaal“ befindet sich ein Restaurant mit angeschlossenem Terrassen Café, und in diesem Saal, der gut 120 Besucher fasst, finden nun auch Konzerte statt, wie inzwischen mehrfach gemeldet wurde („Nordkurier“ 4. 8. und 24. 8. 1999).
Das Hotel verfügt über einen Mitarbeiterstab von 45 Personen, man kann sich hier also wohlfühlen. Zumindest derjenige, der keine Probleme mit seinem Konto hat. Ein Einzelzimmer kostet nämlich DM 280,- und die teuerste Suite DM 940,- pro Tag. Wir mir der jetzige Vorstandssprecher der Mast- Jägermeister AG, Dr. Kaempfe, mitteilt, plant man, in dem schönen Gebäude auch „einen kleinen Ausstellungsraum zur Geschichte von Burg Schlitz einzurichten.“ Wir können das nur begrüßen, denn über seinen Erbauer, Baron Hans Labes, der als Schwiegersohn des Grafen Eustach von Schlitz g.v. Görtz zum „Grafen von Schlitz“ wurde, ist ja der Name „Schlitz“ nach Mecklenburg gelangt und erinnert dort immer wieder auch an unsere Stadt und ihr Adelsgeschlecht.
Die klassizistische Epoche erkennt man auch deutlich an der Innengestaltung mancher Räume: hier ein von Karl Friedrich Schinkel gestalteter Porzellanofen und Panoramatapeten aus Pariser und Berliner Manufakturen (um 1820).
Burg Schlitz hat einen herrlichen Landschaftspark mit dem bekannten Jugendstil- Nymphenbrunnen von Walter Schott.
11. Tag: Sonntag, 16. Dezember 2012
Nach dem Frühstück im Hotel fuhren wir nach Feldmanns, die uns bereits erwarteten. Mit ihnen verbrachten wir noch ca. zwei schöne Stunden, bis wir uns für die Heimreise verabschiedeten. Doch zunächst statteten wir kurz deren Kindern einen Besuch ab. Ihr Sohn Udo hatte sich gerade um ein Energieproblem zu kümmern. Es gab einen Wasserverlust in der Fernleitung. Darum war dringend Wasser nachzufüllen. Dessen Ehefrau Andrea zeigte uns den Kälberstall. Bijou freundete sich direkt mit einem kleinen Kalb an. Es war sehr spannend, alles zu sehen und zu erfahren.
Doch alles Schöne endet irgendwann einmal. So machten wir uns auf den Weg, um uns dem nächsten Erlebnis zuzuwenden. Diesmal ging es zu den Ivenacker Eichen.
Ivenacker Eichen
Trotz Nieselregen und viel Schnee genossen wir den Spaziergang durch den winterlichen, eingeschneiten Naturpark. Wir sahen viel, fütterten hungrige Wild- schweine mit Maiskörnern. 200 g Mais kosteten 50 Ct, was teuer ist, sagt Michael, denn 1 kg kostet 2.50 Euro und 100 kg 250.00 Euro. Jeder Cent lohnt sich jedoch, denn durch jegliche Einnahmen wird der Wildpark mitfinanziert und somit ein herrliches Stück Natur erhalten.
Am Försterhaus befand sich das Damwild, das wir aufmerksam beobachteten und das sich von mir sogar fotografieren ließ. Nach dem spannenden Besuch des Wildparks Ivenacker Eichen fuhren wir am Plauer See vorbei, über die A1 nach Lünen zurück. Unsere wunderbare gemeinsame Winterreise ins Baltikum und durch Mecklenburg hatte ihr Ende gefunden.
Historische Hinweise zu den Örtlichkeiten recherchiert bei Wikipedia
In Paszieszen bei Heydekrug liegt der Hof meiner Urgroßeltern Moldtkau, wohin Otto Moldtkau nach dem 2. Weltkrieg heimkehrte und das Lied sang: "Nach meiner Heimat da zieht's mich wieder."